Ich werde Stück für Stück Folien vom Vortrag über Burnout bei Eltern hier im Blog (und auf Facebook) teilen und näher erläutern. Den Anfang macht das Thema Resilienz, das besonders zur Zeit eine wichtige Rolle spielt.

Resilienz ist im Prinzip der Fachbegriff für mentale Widerstandsfähigkeit. Wir kommen im Leben immer wieder in kritische Situationen, in denen wir nicht mehr so handeln können, wie wir es gerne hätten. Aktuell sind wir vielen Umständen ausgeliefert, müssen uns ständig neu anpassen und verlieren Strukturen und Pläne lassen sich nur begrenzt machen. Das sind sehr widrige Umstände.

Doch wir Menschen sind unglaublich anpassungsfähig und innovativ. Die Menschheit entwickelte sich immer dann weiter, wenn sie dazu gezwungen war. Wenn man es also schafft, sich an die Situation anzupassen, lernt man dazu und entwickelt man sich weiter. Und vor Allem stärkt es uns zu wissen, dass wir auch solche schwierigen Zeiten überstehen können.

Anpassung als Überlebungsstrategie

Resilienz beschreibt, wie gut jemand also mit Herausforderungen umgehen kann. Je höher die Resilienz, desto besser ist die Anpassungsfähigkeit.

Die Basis dieser Fähigkeit bilden unsere eigenen Kompetenzen:

  • unseren Ressourcen (z. B. Selbstvertrauen und Kreativität), auf die wir im Notfall zurückgreifen können
  • wie geübt wir in konstruktivem Denken sind
  • dem Umgang mit unserem Emotionen
  • der Sinngebung (religiöse Menschen haben nachgewiesener Maßen eine höhere Resilienz, weil sie Krisen als Prüfung sehen und an einen Sinn dahinter glauben, auch wenn sie ihn nicht begreifen können)

Mit Herausforderungen um zu gehen, lernen wir ab unserer Geburt. Schon als Baby wollen wir etwas trinken, bekommen es aber nicht sofort, sind frustriert, ängstlich und schreien um Hilfe. Wir lernen also schon früh Strategien, um uns zu schützen und zu versorgen. Und wir lernen, dass Krisen überstanden werden können. Wird ein Kind älter, schaut es sich diese Strategien von den Erwachsenen in ihrem/seinen Umfeld ab und bekommt sie auch direkt anerzogen. Dabei spielt eine wichtige Rolle, wie selbstwirksam wir uns erleben. Ob wir also erfahren, dass wir Lösungen eigenständig, in unserem Tempo und ohne Einwirkung von Anderen finden. Eine Bitte also an alle Eltern: ja, ihr könnt die Probleme eures Kindes schneller und effektiver lösen, doch bitte lasst euer Kind selbst ausprobieren, wie weit es kommt. Und ja, das erfordert Geduld. Aber es lohnt sich, denn es macht euer Kind selbstbewusst und eigenständig.

Das tolle an Resilienz ist, dass man es jederzeit lernen und üben kann. Ressourcen, also versteckte Stärken von uns, die wir manchmal selbst nicht kennen, kann man suchen, finden und nutzbar machen. Die Kunsttherapie ist an dieser Stelle besonders wirksam. Unzählige Klient*innen starten bei mir mit dem Satz „Ich weiß gar nicht, wie man Kunst macht“ und lernen rasch, was sie dann doch alles können. Kreativität und Lockerheit beispielsweise sind bei kritischen Situationen immens hilfreich. Um seine Ressourcen zu finden, sollte man sich erst einmal frei davon machen, zu denken man könne nur wenig oder bestimmte Sachen. Und stattdessen locker, offen und neugierig sich selbst in herausfordernden Situationen beobachten.

Natürlich triggern uns solche Phasen, wie die momentane Pandemie auch emotional. Schlechte Laune, Ängste, Wut und noch viele andere Gefühle gehören gerade zum Alltag. Um resilient zu sein, ist es enorm wichtig, diese Gefühle zu spüren und ihnen ein Ventil zu geben. Evolutionär gesehen, sind diese Zustände sogar dafür gedacht, uns einen Schubs zu geben und uns dazu zu bringen, aktiv etwas ändern zu wollen. Man sollte also authentisch sein und seinen Emotionen Raum geben. Tut man dies, klingen die Gefühle auch wieder ab und wandeln sich in konstruktives Denken.

Wir fragen uns dann „Was kann ich tun, um meine Lage zu verbessern?“, „Welche Handlungsspielräume habe ich?“ oder „Wen kann ich um Hilfe bitten?“. Wir akzeptieren also, dass die Situation gerade einfach blöd ist und verzweifeln nicht mehr daran, dass wir uns ohnmächtig fühlen. Stattdessen werden wir aktiv und suchen nach Lösungen oder zumindest Verbesserungen. Wichtig ist also, nicht „festzustecken“ in der Rolle des Opfers, in Trauer, Wut oder destruktiven Strategien (z. B. Verdrängung, Aggressivität gegen Unbeteiligte, sich abhängig machen).

Und wir haben immer Handlungsmöglichkeiten, auch wenn sie „nur“ klein sind, können sie einen großen Unterschied machen. Schon das eigene Mindset (innere Haltung) zu ändern, kann enorm entlasten. Beobachte dich selbst und lerne wahr zu nehmen, wie du in Krisen denkst und reagierst. Tut es dir gut, dich ständig mit dem politischen Hin und Her zu befassen, oder reicht es, sich auf konkrete Ergebnisse zu konzentrieren? Denkst du oft „der Staat ist schuld, dass es mir so schlecht geht“? Das mag stimmen, aber wie geht es dir dabei, wenn du dir das selbst immer wieder sagst? Kannst du aktiv werden gegen das, was dich unterdrückt? Hast du gute Ventile für Wut und Trauer? Bewegst du dich genug an der frischen Luft? Gönnst du deinem Kopf immer wieder Pausen zum Nichtstun/Nichtsdenken? Und so weiter..

So können erste Schritte auf dem Weg zu mehr Resilienz aussehen. Zahlreiche weitere Informationen, Tipps und Übungen hält das Internet bereit. Wenn du merkst, dass irgendwie nichts fruchtet, du blockiert bist und nicht weiter kommst, wende dich bitte an eine Therapeut*in deines Vertrauens.